Die Welt – Achter bezwingt auch Sturm und Regen
Deutsches Paradeboot zeigt beim Weltcup in Allermöhe seine Klasse – Hamburger Trio überzeugt ebenfalls
Immerhin 2000 Zuschauer kamen zum Finaltag trotz deutlich vorverlegter Rennen an die Regattastrecke Lokalmatador Johannesen: “Hamburg hat das gleiche Niveau erreicht wie die anderen Weltcups”
Ein überzeugender Sieg des Deutschland-Achters krönte am Sonntagmittag den ersten Ruder-Weltcup in Hamburg. Nur die Boote aus Polen und Tschechien vermochten sich in der Nähe des deutschen Flaggschiffs zu halten, besaßen aber nie eine konkrete Siegchance. Das mit Spannung erwartete Duell zwischen Weltmeister Deutschland und Vizeweltmeister Großbritannien war wegen der EHEC bedingten Absage der Briten bekanntlich nicht zustande gekommen.
Zudem litt die Veranstaltung unter nasskalter Witterung, die sich nicht nur negativ auf die Zuschauerzahl auswirkte. Mehrere Unwetterwarnungen hatten dafür gesorgt, dass der Programmablauf gehörig durcheinander geriet und mehrfach verändert wurde. Schließlich begannen die Endläufe am Sonntag bereits um 9 Uhr morgens – keine sonderlich besucherfreundliche Zeit. War das nun ein sportliches Weltereignis, diese dreitägigen Ruderwettbewerbe im Wassersportpark Allermöhe? Manche meinten angesichts des schwachen Besuchs am Freitag und Sonnabend, das spaßige Drachenbootspektakel am Sonnabend auf der Alster hätte mehr Aufmerksamkeit auf sich gezogen als die sportlich unvergleichlich höherwertigen Rennen auf der Dove-Elbe. Am Sonntag freilich sorgten rund 2000 Besucher für eine angemessene Atmosphäre, feuerten die Athleten lautstark an, sobald sie in Sichtweite kamen und sich der Ziellinie näherten.
Positiv lief es für den Hamburger Leichtgewichtszweier mit Bastian Seibt und Lars Wichert. Zwar mussten sie das gewonnene Finale vom Sonnabend auf Grund eines technischen Protestes der Chinesen am Sonntagmorgen wiederholen. Erneut jedoch hatten die drei gegnerischen Zweier keine Chance gegen Seibt und Wichert.
Beinahe ebenso bedeutsam wie der eigene Sieg war für die beiden das Abschneiden des olympischen Vierers ohne Steuermann, aus dem sie für diese Regatta verdrängt worden waren. Die Bundestrainer wollten eine andere Besetzung testen. Das Quartett lag nach der Hälfte der Strecke noch mit Luftkastenlänge in Front. Als aber das Finish begann, vermochten Dänen und Chinesen deutlich mehr
Reserven zu mobilisieren.
Die Olympiachancen der beiden Hamburger dürften sich nach diesen Eindrücken eher verbessert haben. Das Gefühl hatte auch Wichert (RC Allemannia): “Es mag sein, dass unsere Gegner nicht übermäßig stark waren, aber Siege auf internationalen Regatten haben immer ihren Wert.” Im internen Ranking von sechs Anwärtern auf den Olympiavierer dürften die beiden Hamburger momentan auf den Plätzen drei und vier liegen. Auch Eric Johannesen vom RC Bergedorf kletterte erschöpft, aber zufrieden aus dem Vierer ohne, der Neuseeland und Weißrussland sicher in Schach gehalten hatte. “Wir wussten, dass wir startschnell sind und wollten das Rennen von der Spitze aus kontrollieren. Das ist ausgezeichnet gelungen.” Trotz kabbeligen Wasser und böigen Windes meinte Johannesen, dass alle Boote in etwa gleiche Bedingungen vorfanden, da die ufernahen Bahnen gesperrt worden waren. Auch Organisation und Rahmenbedingungen fand er völlig in Ordnung: “Hamburg hat das gleiche Niveau erreicht wie die anderen Weltcups.”
Johannesen konnte sich dem Bundestrainer Holtmeyer also für das Paradeboot des DRV empfehlen. Auch der Lübecker Max Munski spekuliert auf einen Platz im Achter. Da dürfte der zweite Platz im schweren Zweier ohne, deklassiert von hoch überlegenen Neuseeländern, nicht unbedingt weiter geholfen haben. Bundestrainer Ralf Holtmeyer hielt sich aber noch bedeckt: “Für den Vierer und den Achter kommen 14 Athleten in Betracht, deren Leistungsstärke eng beieinander liegt. Das nenne ich eine schön schwierige Entscheidung.”