3. WorldCup Luzern – Ein Finalrennen mit Vorspiel
Die Ergebnisse aus den Vorläufen und auch aus den Hoffnungsläufen versprachen ein spannendes Finalrennen. Doch die Vorbereitung auf das Rennen verlief bei Lars Wichert und Bastian Seibt alles andere als normal.
Aufgrund einer Regeländerung mussten sich Seibt/Wichert bereits zum am Morgen stattfindenden Hoffnungslauf – auch wenn sie hier nicht starten mussten – verwiegen lassen. Sehr angenehm, denn so hatten sie nicht erst zwei Stunden vor dem eigenen Rennen Waage, sondern konnten bereits den Tag über ihre Speicher auffüllen. Die Rennvorbereitung wollten die beiden aber wie gewohnt gestalten, so dass sie gute zwei Stunden vor ihrem Finalrennen an die Regattastrecke fuhren. Somit konnten sie Lars und Bastian auch noch das Halbfinalrennen des Leichtgewichts-Vierer ohne ansehen, dessen Startzeit eine halbe Stunde nach ihrer Ankunftzeit sein sollte.
Als die beiden Hamburger den Regattaplatz erreichten wurden sie jedoch hektisch herangerufen. Martin Kühner, der Schlagmann des leichten Vierers, hatte sich beim Warmlaufen eine Oberschnekelverhärtung zugezogen. Trotz der Bemühungen der Physiotherapeuten und Ärzte war aber an einen Einsatz von im Halbfinale nicht zu denken. Bastian hatte 5 Minuten Zeit sich umzuziehen und mit dem Vierer aufs Wasser zu gehen – als Schlagmann. Es blieb weder Zeit für eine angemessene Erwärmung, noch um den Ruderplatz vernünftig einzustellen.
Die erste Streckenhälfte konnte die uneingefahrene Mannschaft sogar mithalten und kämpfte mit zwei weiteren Booten um den begehrten dritten Platz, der den Einzug in das A-Finale verhieß. Der Steuerschuh an Bastians Stemmbrett war jedoch der linke Schuh und nicht, wie für ihn gewohnt, der rechte Schuh. Ein Steuerfehler, gepaart mit einem etwas schwergängigem Steuerschuh war als der Auslöser dafür, dass Bastian das Boot nicht mehr gerade in der Bahn halten konnte und ab 1.000 m nur noch Schlangenlinien fuhr. Da machte sich auch die fehlende gemeinsame Praxis in dieser Kombination bemerkbar und die Mannschaft kam zu keinem geschlossenen Rhythmus mehr. Am Ende passierten die Vier als fünftes von den sechs Booten die Ziellinie. Der Einzug ins A-Finale war also nicht gelungen. Die Chance, die man eigentlich schon gar nicht mehr hatte, wurde aber geneutzt.
Wie sollte es jetzt weitergehen? B-Finale im leichten Vierer in dieser Besetzung einen Tag drauf? Dann wäre an einen Finalstart für Bastian im leichten Zweier nicht mehr zu denken gewesen – der Vierer geht vor.
Der Weltruderverband disqualifizierte den deutschen Vierer nach dem Rennen, da der Ersatzmann nicht 1 Stunde vor dem Rennen verwogen wurde. Wie sollte dies bei einer Verletzung, die eine halbe Stunde vor dem Rennen auftrat, auch geschehen sollen? Ein Einspruch gegen diese Entscheidung wäre möglich gewesen, zumal Bastian ja für den Zweier verwogen war und das Gewicht somit nachweisen konnte. Aber die drei Saarbrücker und der Trainer entschieden sich gegen einen Start im B-Finale und Bastian wurde es freigestellt, ob er in nicht mal 1 1/2 Stunden noch im Zweier starten möchte. Diese Entscheidung wollte er aber nur in Absprache mit Lars fällen. Sie entschieden sich für den Start und hofften beide insgeheim, dass sie wenigstens um eine Medaille mitfahren können.
Sechs Zweier lagen Punkt 17 Uhr an der Startbrücke. Attention – GO! Der Start klappte, wenn auch nicht brilliant, wenigstens gut und Seibt/Wichert waren zumindest im Feld mit dabei. Ein sehr lang gezogener Startspurt mit einem anschließenden guten Streckenschlag positionierte das deutsche Boot dann sogar im vorderen Teil des Feldes. Entgegen ihrerer beider Erwartungen konnten Lars und Bastian im Mittelteil sich sogar an die Spitze des Feldes setzen und nach der Streckenhälfte sogar einen Vorsprung auf alle Boote heraus arbeiten. Hatten sie überzogen? Reichen die Kräfte? Diese Fragen tauchten zwar kurzzeitig in den Köpfen des nun mit einer guten Länge führenden Bootes auf, doch blieb keine Zeit für solche Gedanken. Mit Kampfgeist ging es auf die letzten 500 m. Schönes Rudern war es gewiss nicht mehr, aber es ging nur noch darum, die aufkommende Mannschaft aus Kanada und die mitziehenden Italiener hinter sich zu behalten. Endlich… die Zielhupe! Sie ertönte für Seibt/Wichert eine knappe Sekunde vor dem Signal für das kanadische Boot, weitere zwei Sekunden dahinter für die Mannschaft aus Italien. Letztere hatten sich nach ihrem deutlichen Vorlaufsieg wohl andere Aussichten für das Finale gemacht, denn selbst auf dem Siegersteg war ihnen die Enttäuschung noch deutlich anzusehen.
Lars und Bastian waren aber erleichtert und freuten sich sehr, auf dem legendären Rotsee den obersten Podestplatz einnehmen zu dürfen.
Wie es mit den Bootsbesetzungen für den leichten Vierer und den leichten Zweier mit Blick auf die WM Ende August/anfang September in Bled nun weitergeht, ist den Athleten nicht bekannt. Sie reisen direkt weiter ins Trainingslager nach Breisach, um dort in einem der beiden Boote die erste Vorbereitung auf die WM zu absolvieren. Über die weiteren Entscheidungen wird selbstverständlich an dieser Stelle berichtet.
Schlagwörter: 2-, 2011, LM 2-, Luzern, Weltcup, WorldCup, Zweier